Die 10 verrücktesten Erfindungen, die wir dem Zufall verdanken

Missgeschicke, Unachtsamkeit, Geldsorgen – was erst einmal nicht sehr positiv anklingt, war bei einigen weltbekannten Erfindung der entscheidende Faktor. Viele Entdeckungen und Ideen wären ohne zufällige Begebenheiten oder Bedingungen überhaupt nicht zustande gekommen. Wir präsentieren dir die zehn verrücktesten Erfindungen, die rein zufällig gemacht wurden.

#1 Aus Vergesslichkeit wird Eis am Stiel

Unsere kleine Zeitreise zu den zehn verrücktesten Zufallserfindungen startet im Jahr 1905 in San Francisco. Der elfjährige Frank Epperson mischt sich aus Brausepulver und Wasser eine Limonade. Weil ihm das Getränk nicht kalt genug ist, stellt er es mitsamt Löffel auf die Veranda in die winterliche Kälte – und vergisst es dort.
Erst am nächsten Morgen fällt dem Jungen seine Limonade wieder ein. Durch die nächtlichen Minusgrade ist das Getränk komplett gefroren. Epperson zieht den Brauseklumpen am Löffel aus dem Glas und lutscht die gefrorene Limonade – das Wassereis am Stiel ist erfunden.
1923, ganze 18 Jahre später, lässt sich der inzwischen Erwachsene Frank Epperson seine Kindheitsentdeckung als „Eppsicle Ice Pop“ patentieren. Gerade noch rechtzeitig, denn im selben Jahr meldet der Amerikaner Harry Bust ebenfalls ein Patent an – für gefrorenes Vanilleeis mit Schokoladenüberzug, auch am Stiel. In Erinnerung an Eppersons Erfindung wird Wasserstieleis in den USA aber immer noch „Popsicle“ genannt und gehört definitiv zu den Eissorten, die du probiert haben solltest.

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#2 Parajumpers – vom Job zur Modekollektion

Für unsere nächste Erfindung ist der Job der Pararescue Jumpers, auch Pararescuemen, Parajumpers oder kurz PJs genannt, ganz entscheidend. Es handelt sich dabei um Soldaten der US-amerikanischen Luftwaffe (United States Air Force), die zu Rettungsfallschirmspringern ausgebildet werden. Sie gehören der Rettungsmannschaft 210th Rescue Squadron (210. Rettungsgeschwader) an, das im Jahr 1946 aktiviert wurde.
Ihre Aufgabe ist es, in den entlegensten und gefährlichsten Winkeln der Erde Such-, Hilfs- und Rettungsaktionen durchzuführen. Das kann ein Schiff sein, das auf See treibt, ein U-Boot, das in unvorstellbare Tiefen gesunken ist, oder ein Gipfel von mehreren Tausend Metern Höhe, auf dem Bergsteiger festsitzen.
Für die Suche kommen speziell ausgerüstete Flugzeuge und Bodenfahrzeuge sowie gelegentlich eingesetzte Hundeteams zum Einsatz. Die Hilfe wird von hochqualifizierten Sanitätern geleistet. Die Rettung wird auf unterschiedliche Weise durchgeführt, etwa durch den Einsatz von Hubschraubern, Amphibien- und konventionellen Flugzeugen sowie Oberflächenfahrzeugen. „Die 210.“ oder „The Second 10th“, wie die Truppe auch genannt wird, ist eine der meistbeschäftigten Such- und Rettungsstaffeln der Luftwaffe der Welt – und immer bereit, Menschenleben zu retten.
Die Begegnung mit genau dieser Rettungsmannschaft in einer Bar in Alaska ist der Auslöser für einen neuen kreativen Funken bei Designer Massimo Rossetti. Die Arbeit der starken und mutigen Parajumpers inspiriert ihn und so entwirft er in Zusammenarbeit mit dem italienischen Unternehmen Ape & Partners die gleichnamige Modekollektion: Parajumpers.
So entsteht im Jahr 2006 aus einem zufälligen Zusammentreffen eine neue Modelinie aus robuster und nachhaltig gefertigter Oberbekleidung, vor allem Jacken. Dabei treffen luxuriöse Stoffe auf praktische Details. Beispielsweise kann der Kragen der Jacken mit einem Haken geschlossen werden, der häufig im Fallschirmspringerbereich verwendet wird. Das macht den edlen und zugleich alltagstauglichen Stil der Modemarke aus.

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#3 Aus Bratkartoffeln werden Chips

Unsere nächste Zufallserfindung führt uns in der Zeit wieder weiter zurück, und zwar in das Jahr 1853. In der Küche des Hotels Moon Lake Lodge im US-amerikanischen Saratoga Springs herrscht dicke Luft, denn der Koch George Crum hat es mit einem besonders schwierigen Gast zu tun. Es handelt sich um Cornelius Vanderbilt, einem der damals erfolgreichsten und vermögendsten Unternehmer der Vereinigten Staaten.
Der Gast ist unzufrieden mit seinen Bratkartoffeln. Er lässt sie immer wieder zurückgehen mit der Begründung, sie seien ihm nicht dünn genug geschnitten. Die ständige Nörgelei treibt den Koch zur Weißglut. Schließlich schneidet Crum die Kartoffeln hauchdünn und brät sie so lange an, dass sie sich nicht mehr mit der Gabel aufspießen lassen.
Zu seiner Überraschung ist Vanderbilt nicht sauer, sondern vollkommen begeistert. Es gibt sogar Applaus für die Kartoffelscheiben, die später unter dem Namen „Saragota Chips“ als Fingerfood auf der Speisekarte landen und sich schon bald als Verkaufshit entpuppen.
Was eigentlich als Rache an dem unzufriedenen Gast gedacht war, legte stattdessen den Grundstein für die heutigen Kartoffelchips. Ihren Siegeszug treten sie allerdings erst an, als die Kartoffelschälmaschine erfunden ist und Geschmacksverstärker hinzugefügt werden.

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#4 Ebbe im Geldbeutel bringt Flut in den Teebeutel

Weiter geht es mit einer unbeabsichtigten Erfindung, die sich um 1900 ergab. Die Rede ist von dem New Yorker Teehändler Thomas Sullivan, der seinen Kunden Proben von seinen neusten Teesorten schicken will.
Damals nutzen viele Menschen Tee-Eier, um ihren Tee zu kochen. Das ist superpraktisch, weil dadurch keine losen Teeblätter mehr in der Kanne schwimmen. Auf die Art und Weise muss man den Tee vor dem Umfüllen in die Tasse nicht mehr erst abseihen, also durch ein Sieb gießen, um die Blätter herauszufiltern. Außerdem ist es zu dieser Zeit üblich, den Tee in Blechdosen zu verschicken. Allerdings sind die recht schwer und entsprechend teuer ist der Versand.
Deswegen sucht Thomas Sullivan nach einer Möglichkeit, um Gewicht, Platz und Geld zu sparen. Schließlich füllt er die Teeproben in kleine Seidenbeutel ab und bindet diese mit einer Schnur zu – ohne zu ahnen, dass er das Teetrinken damit für immer verändert. Denn einige seine*r Kund*innen sind von den Beuteln so begeistert, dass sie sie direkt ins heiße Wasser tauchen, weil sie die Seidenbeutel für eine neue Variante des Tee-Eis halten. Das ist die nie geplante Geburtsstunde des Teebeutels.
Aber erst als sich jemand beschwert, der Stoff des Beutels sei zu dicht, sodass der Tee nicht gut durchziehen könne, erfährt Sullivan von seiner großartigen Erfindung. Daraufhin probiert er andere Stoffe aus und werkelt auch sonst weiter an den Teebeuteln. So gibt es bald Beutel in verschiedenen Größen – große für Kannen, kleine für Tassen. Nach wenigen Jahren wird dann Papier für die Teebeutel verwendet und man erfindet eine Maschine für die Herstellung.

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#5 Sekundenkleber – basteln statt schießen

Wir befinden uns jetzt im Jahr 1942, mitten im Zweiten Weltkrieg. Dr. Harry Coover arbeitet bei dem Chemie-Unternehmen Eastman Kodak in New York. Zusammen mit einem Team aus Wissenschaftlern tüftelt er an einem neuen Kunststoff, der transparent und unzerbrechlich und damit ein künstlicher Ersatz für Glas sein soll. Die Idee dahinter ist, den Kunststoff unter anderem für Zielfernrohren an Panzern zu nutzen.
Bei seiner Forschung entdeckt Dr. Coover eher zufällig die chemische Verbindung, die wir heute als Sekundenkleber kennen. Die klebrige Substanz namens Cyanacrylat, die er da vor sich hat, hält er zunächst für ein misslungenes Experiment: Für den ursprünglichen Zweck ist das Zeug völlig unbrauchbar, noch dazu verkleistert es sämtliche Präparate. Das ärgert den Wissenschaftler sehr.
Erst viele Jahre später erkennt er den Nutzen des klebrigen Stoffes, denn Cyanacrylat haftet äußerst gut an Oberflächen und wird innerhalb von Sekunden fest. Also entwickelt Dr. Coover seinen Zufallsfund weiter und verstärkt die Klebewirkung. 1958 schließlich kommt der erste Sekundenkleber unter dem Namen „Eastman 910“ auf den Markt. Innerhalb kurzer Zeit wird aus dem fehlgeschlagenen Experiment ein weltweit begehrtes Produkt, das heute in ganz unterschiedlichen Bereichen zum Einsatz kommt.
Denn durch weitere Tüftelarbeit entwickelt Dr. Coover verschiedene Klebstoffe, mit denen heute selbst Flugzeuge und Schiffe geklebt werden und die außerdem die Medizin sowie die Kriminaltechnik revolutionieren: So können mit Hilfe von Cyanacrylat auch Wunden verklebt und Fingerabdrücke sichtbar gemacht werden.
Für diese bahnbrechende Entdeckung wurde Dr. Harry Coover im Jahr 2011 vom damaligen US-Präsidenten Barack Obama sogar die „National Medal Of Technology And Innovation“ verliehen – die höchste Auszeichnung der USA für Ingenieure und Erfinder.

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#6 Teflon – aus dem Kühlschrank auf den Herd

Auch die nächste Zufallsentdeckung ist ein scheinbar misslungenes Experiment. Wir schreiben das Jahr 1938. Zu dieser Zeit werden Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) als Kühlmittel eingesetzt, was die Verbreitung von Kühlschränken in den Haushalten ankurbelt – und seit 1995 verboten ist. Doch von den umweltschädlichen Auswirkungen von FCKW ahnt man damals noch nichts.
Es hat andere Gründe, warum der US-amerikanische Chemie-Konzern DuPont auf der Suche nach einem neuen Kältemittel ist: Die Firma war einer der Haupthersteller von FCKW. Das Patent dafür erlaubt damals aber nur einen Weiterverkauf an General Motors, den zweiten Patenthalter. Aus diesem Grund erhält der damals 27-jährige DuPont-Mitarbeiter Roy Plunkett den Auftrag, ein neues Kühlmittel zu entwickeln.
Der Chemiker experimentiert dafür mit dem Gas Tetrafluorethylen (TFE), das er bei Minusgraden aufbewahrt. Eines Tages kommt aber kein Gas mehr aus den Behältern. Beim Aufschrauben entdeckt Plunkett darin weiße Krümel. Die einzelnen Gasmoleküle haben sich offenbar zu langen Polymerketten verbunden. Anders gesagt, sie waren zu Polytetrafluorethylen (PTFE) polymerisiert.
Roy Plunkett versucht, den Stoff mit anderen chemischen Substanzen reagieren zu lassen und ihm dadurch irgendeinen Nutzen abzuringen – aber vergeblich. Mit dem merkwürdigen Material ist nichts anzufangen. Weder Säure noch Hitze können dem sehr glatten Stoff etwas anhaben. Selbst die erfahreneren Kollegen wissen sich keinen Rat. Was bleibt, ist die Frustration darüber, das teure Gas verloren zu haben.
Dennoch lässt sich Plunkett im Jahr 1941 das Patent für den Werkstoff ausstellen. Da Polytetrafluorethylen nicht gerade eine griffige Bezeichnung ist, entscheidet man sich für die Kurzform „Teflon“. Der Durchbruch lässt nicht lange auf sich warten, denn 1943 beginnt der Bau einer amerikanischen Atombombe.
Die Konstrukteure sind auf der Suche nach einer Möglichkeit, das ziemlich aggressive Uran gefahrenlos zu transportieren. Dabei stoßen sie auf Teflon – dem widerstandsfähigen Stoff, der mit kaum einer Chemikalie reagiert. Daher produziert DuPont das Material für die Transportbehälter und Teflon tritt seinen Siegeszug an.
Nach dem Krieg wird der Stoff mit den speziellen Eigenschaften zum Isolieren, Abdichten und Beschichten in den verschiedensten Bereichen eingesetzt. So kommen der Pariser Chemiker Marc Gregoire und seine Frau Colette in den 1950er Jahren auf die Idee, Pfannen und Töpfe mit Teflon zu beschichten, weil daran nichts kleben bleibt. Sie stellen die ersten Kochgefäße mit Antihaftbeschichtung her.
Von einer Erfindung, mit der keiner was anzufangen wusste, wurde Teflon somit zu einem Material, das heute nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken ist.

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#7 Mikrowelle – von der Radaranlage in die Küche

Die nächste Erfindung, die wir dem Zufall zu verdanken haben, stammt aus den 1940er Jahren. Während des Zweiten Weltkriegs forscht der Ingenieur Percy Spencer im Auftrag des amerikanischen Rüstungskonzerns Raytheon an der Verbesserung von Radaranlagen.
Bei der Arbeit an einem Radarsystem bemerkt er, dass der Schokoriegel, den er in seiner Hosentasche hat, zu schmelzen beginnt. Grund dafür waren die Mikrowellen, die das Gerät ausstrahlt. Das Phänomen ist schon anderen vor ihm aufgefallen. Aber Spencer ist der erste, der sich genauer damit beschäftigt und das Potenzial dahinter sieht. Er versteht, dass die Mikrowellen Wärme absondern und erkennt, wie sich das nutzen lässt.
So entdeckt Percy Spencer, dass sich mit der Strahlung Lebensmittel erhitzen lassen – und damit das Prinzip des Mikrowellenherds. Um seine Theorie zu überprüfen, probiert er seine Entdeckung an vielen weiteren Lebensmitteln aus. Alle werden heiß. Daraufhin baut er 1946 das erste Modell seines „Radarherdes“, dem Vorläufer der Mikrowelle.
Wie so manche Erfindung von früher, sieht auch der Prototyp der Mikrowelle aus heutiger Sicht seltsam aus: Das ursprüngliche Modell bringt stolze 340 Kilo auf die Waage und ist so groß wie ein Schrank. Mit der Zeit werden die Geräte deutlich kleiner und leichter. Heute passt die Mikrowelle in jede Küche.

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#8 Gummi – ein wertvoller Tropfen auf den heißen Herd

Wir reisen in der Zeit wieder etwas zurück, in das Jahr 1839. Wie viele andere Wissenschaftler versucht der US-amerikanische Chemiker Charles Nelson Goodyear schon einige Jahre vergeblich, Kautschuk durch chemische Zusätze widerstandfähiger und temperaturbeständiger zu machen. Das Problem: Der Naturgummi reagiert empfindlich auf Temperaturwechsel: Bei Hitze wird er viel zu weich und bei Kälte brüchig.
Daher vermischt Goodyear den Kautschuk mit allen möglichen chemischen Substanzen, um den Härtegrad zu stabilisieren. Schließlich versucht er es mit Schwefel, doch auch dieses Gemisch scheint nicht den gewünschten Effekt zu bringen. Dann aber tropft aus Versehen etwas von der klebrigen Masse auf eine heiße Herdplatte.
Anstatt zu schmelzen, wird das Gemisch hart und stabil und trotzdem elastisch. Goodyear hat die Vulkanisation entdeckt – benannt nach Vulcanus, dem römischen Gott des Feuers und der Schmiedekunst. Sie macht aus dem empfindlichen Naturkautschuk ein langlebiges und temperaturbeständiges Produkt. Das legt den Grundstein für eine Vielzahl nützlicher Produkte, allen voran der Gummireifen für Fahrzeuge.
Im Juni 1844 erhält Goodyear das Patent für die Gummi-Vulkanisation. Viel genutzt hat es dem ewig verschuldeten Tüftler aber nicht. Er ist ein überaus schlechter Geschäftsmann und so machen später andere das große Geld mit seiner Entdeckung.

#9 Dynamit – kontrollierbare Explosionen

Die nächste Reiseetappe führt uns in das Jahr 1866. Seit seiner Erfindung durch den Italiener Ascanio Sobrero ist Nitrocyclerin für den Eisenbahn-, Straßen- und Bergbau in Europa und den USA unverzichtbar. Allerdings ist der flüssige Sprengstoff extrem gefährlich: Bei jeder noch so kleinen Erschütterung geht er sofort in die Luft. Das macht es sehr schwierig, den hochexplosiven Stoff zu lagern und zu transportieren.
Der schwedische Chemiker Alfred Nobel ist sich der enormen Sprengkraft von Nitroglycerin durchaus bewusst. Er selbst experimentiert mit Sprengstoffen – und sprengt dabei das Fabrikgebäude, in dem er arbeitet. Das ist nur einer von zahlreichen Unfällen, die durch Sprengstoff verursacht wurden.
Nobel experimentiert daher mit verschiedenen Zusatzstoffen, um Nitroglycerin sicherer zu machen, ohne etwas von der Sprengkraft einzubüßen. Seine Versuche bringen keinen Erfolg, doch schließlich hilft ihm der Zufall. 1866 kommt es bei einem der vielen Transporte von Nitroglycerin zu einem Zwischenfall: Eins der Transportgefäße ist undicht – reiner Flüssigsprengstoff tropft auf die mit Kieselgur ausgepolsterte Ladefläche des Transportwagens.
Es entsteht eine breiige Masse, die nicht mehr so hochempfindlich ist, aber mit Zündkapseln trotzdem zur Explosion gebracht werden kann. Vermischt mit dem Sedimentgestein Kieselgur bildet Nitroglycerin einen dicken Kitt, der sich sicher handhaben lässt.
Nobel optimiert das Mischungsverhältnis, nennt das Produkt Dynamit und lässt es sich 1867 in gleich mehreren Ländern patentieren. Zu der Zeit ist der Bedarf an einem sicheren und wirkungsvollen Sprengstoff groß. Somit verdient sich Alfred Nobel an der Zufallsentdeckung eine goldene Nase: Seine Firmen liefern Nitroglyzerin-Produkte nach Europa, Amerika und Australien.

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#10 Penicillin – Medikament statt Schimmelpilz

Kommen wir zum Schluss zu der wohl bekanntesten Zufallserfindung. Sie stammt aus dem Jahr 1928 und ist durch reine Schlampigkeit entstanden. Es geht um den schottischen Wissenschaftler Alexander Fleming. Der Bakteriologe forscht in einem Londoner Krankenhaus über Staphylokokken – Krankheitserreger, die beispielsweise bei einer Lungenentzündung vorkommen. Dafür legt er Bakterienkulturen in Petrischalen an.
Als der Sommerurlaub bevorsteht, scheint Fleming schon in Gedanken weit weg zu sein. Jedenfalls hat er glatt vergessen, seinen Schreibtisch zu räumen und die Bakterienkulturen zu entsorgen. Erst Wochen später kehrt der Wissenschaftler zurück in sein Büro – doch da ist von seinem Experiment nicht mehr viel übrig: Die Bakterien haben sich verflüchtigt, stattdessen hat sich ein Schimmelpilz ausgebreitet.
Fleming schmeißt die Petrischalen aber nicht in den Müll, sondern gerät ins Staunen: Der Pilz hat die sonst so hartnäckigen Bakterien abgetötet. Überall dort, wo sich der Pilz befindet, siedeln sich keine Bakterien an.
Er untersucht den Pilz, den er Penicillin nennt, weiter. Dabei stellt Fleming fest, dass der Pilz neben Staphylokokken auch Streptokokken und Pneumokokken vernichtet – nicht aber weiße Blutkörperchen oder menschliche Zellen.
Trotz dieser bahnbrechenden Erkenntnisse dauert es noch zehn Jahre, bis Penicillin als Medikament eingesetzt wird – zunächst vor allem für verwundete Soldaten. Das Medikament selbst entwickeln die Wissenschaftler Howard Florey und Ernst Boris Chain, die im Jahr 1945 gemeinsam mit Alexander Fleming den Nobelpreis für Medizin bekommen.
Aus der vermeintlichen Gammelmischung wird einer der wichtigsten Arzneiwirkstoffe des vergangenen Jahrhunderts. Das Antibiotikum markiert einen Wendepunkt in der modernen Medizin und rettet bis heute Millionen Menschen das Leben.