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Sparen mit der 50-30-20 Regel

Sparen ist kein neues Thema, sondern bewegt die Menschen schon seit der Antike. Gerade die Deutschen gelten als begeisterte Sparer, auch wenn sich die Art und Weise der Wert- beziehungsweise Geldanlage im Laufe der Zeit immer wieder gewandelt hat. Vor allem das zwanzigste Jahrhundert brachte einige Veränderungen mit sich – die heute großenteils wieder verschwunden sind. erinnerst du dich noch an die Knax-Familie mit ihren Protagonisten wie Didi, Dodo, Pomm-Friedel und Pomm-Fritz, die es regelmäßig mit den Bösewichtern der Burg Fetzenstein zu tun bekamen? Dann hattest du mit Sicherheit ein Sparbuch bei der Sparkasse.
Das Knax-Dorf befand sich auf einer fernen Insel und wurde von Schiffbrüchigen errichtet, die fern der ursprünglichen Heimat natürlich nicht auf eine Sparkasse verzichten wollten. Gerade junge Sparer konnten sich für die Geschichten begeistern – und brachten es dabei manchmal tatsächlich zu einem kleinen Vermögen. Doch die Ursprünge des Sparbuches liegen noch weiter zurück.

Sparen im frühen 20. Jahrhundert

Die Gründerzeit war für viele Menschen geprägt von einer Aufbruchstimmung und damit einhergehend von einem bescheidenen Wohlstand. Und für die Sparkassen ergab sich daraus das Potential für eine frühe Form des Homebankings: Sie gaben sogenannte „Heimsparbüchsen“ aus, die je nach Möglichkeit mehr oder weniger reich befüllt wurden. Den Schlüssel bekamen die Sparer allerdings nicht in die Hand: Dieser wurde von einem Kassierer mitgeführt, der einmal in der Woche zum Ausleeren der Büchse vorbeikam. Das Geld landete anschließend auf dem Sparbuch. Allerdings gelang es den Sparern nicht immer, ihre Finanzen im Gleichgewicht zu halten – und daran kannst du eine Parallele in die heutige Zeit erkennen. Wenn am Ende des Geldes noch zu viel Monat übrig ist, so ist dies in vielen Fällen nicht auf ein zu geringes Einkommen, sondern auf ein ungenügendes Wirtschaften zurückzuführen. Fachleute empfehlen daher das Sparen mit der 50-30-20-Regel – und wenn es doch mal eng wird, kann ein Privatkredit finanzielle Engpässe gut abfedern.

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Was ist die 50-30-20-Regel?

Es gibt zahlreiche komplizierte Spartipps, diese Regel gehört allerdings nicht dazu. Im Gegenteil, sie lässt sich recht einfach anwenden, sofern man sich einen regelmäßigen Überblick über die eigenen Finanzen verschafft. Wer Geld sparen möchte und ein monatliches Einkommen bezieht, kann die 50-30-20-Regel anwenden – übrigens auch als Student oder Azubi.
Die genannten Zahlen sind als Prozentwerte zu verstehen:
50% des Einkommens werden für die fixen Grundausgaben benötigt. Das sind vor allem Miete beziehungsweise Wohnkosten, Strom, Heizung und andere Nebenkosten, Lebensmittel, Mobilitätsausgaben und Versicherungen.
30% des Geldes stehen für Hobbys und die Freizeitgestaltung zur Verfügung. Das sind beispielsweise Vereinsmitgliedschaften, Restaurant- oder Kinobesuche, der Kauf von Büchern und Freizeitartikeln oder die Befüllung der Urlaubskasse.
20% schließlich dienen dem Vermögensaufbau und werden im Idealfall gleich nach dem Bezug auf ein spezielles Konto transferiert. Dort liegt es bereit, um in bestimmte Anlageprodukte weiter zu fließen. Das klassische Sparbuch steht dir als eine Option zwar weiterhin zur Verfügung. Anders als noch in den 80er Jahren sind Zinssätze von 3 oder gar 4 Prozent heute allerdings unvorstellbar: Tatsächlich liegt die Verzinsung etwa um den Nullwert, sodass andere Formen der Geldanlage gefragt sind.

Eine breite Streuung des Vermögens ist das A und O

Viele Fachleute, etwa von der Verbraucherzentrale, empfehlen für die Geldanlage eine möglichst breite Streuung, um Chancen und Risiken zu verteilen. Das bedeutet, dass zusätzlich zu Tagesgeld, Festgeld und klassischen Spareinlagen auch Anteile von Investment- und Immobilienfonds, Immobilienanteile, Edelmetalle und Aktien in Betracht kommen. Die Auswirkung der Inflation auf diese Anlageformen ist eher gering, allerdings solltest du auch hier nicht blind zugreifen.

Tagesgeld und Festgeld sind traditionelle und sichere Anlageformen, sodass sie bei vielen Sparern noch heute die Basis der Geldanlage bilden. Durch die gesetzliche Einlagensicherung ist dein Sparvermögen bei diesen Anlageformen bis zu einer Höhe von 100.000 Euro geschützt. Der große Nachteil dabei: Das Zinsniveau bewegt sich schon seit Jahren unter der Inflationsrate, sodass die Kaufkraft deines Sparguthabens kontinuierlich sinkt. Ganz nach dem Motto „Kleinvieh macht auch Mist“ lohnt sich ab einem gewissen Sparguthaben ein Vergleich der Institute. Dabei wirst du derzeit zwar keine wirklich guten Anbieter finden, kannst dich aber für das am wenigsten schlechte Angebot entscheiden. Das Tagesgeldkonto bietet sich zwar nicht für einen langfristigen Vermögensaufbau an. Wenn du allerdings zwei bis drei Monatseinkommen (netto) auf einem Tagesgeldkonto parkst, hast du sie als eiserne Reserve verfügbar, wenn der Kühlschrank kaputt geht oder das Auto einen neuen Auspuff benötigt.

Aktien und Investmentfonds bieten Chancen auf höhere Gewinne, allerdings sind auch die Risiken entsprechend größer. Wenn du dich nicht für einzelne Aktien, sondern für Fondsanteile entscheidest, kannst du schon kleine eingesetzte Beträge breit streuen. Auf diese Weise minimierst du das Risiko: Wenn eine Aktie im Wert fällt, fängt eine andere im Fonds diese wieder auf. Die verfügbaren Fonds sind so zusammengesetzt, dass du auf längere Sicht immer mit Kursgewinnen rechnen kannst. Die kurzfristige Spekulation solltest du allerdings nur dann wagen, wenn du dich wirklich mit der Materie auskennst.

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Exchange Traded Funds (ETF) sind die kostengünstige Alternative zu den aktiv gemanagten Fonds. Hier entscheidet also kein Manager über die Zusammenstellung des Fonds, vielmehr kopiert der Fonds einen Index wie den DAX: Steigt der zugrundeliegende Index im Wert, folgt ihm der Fonds. In die umgekehrte Richtung gilt dies natürlich ebenso. Auch hier kannst du dich aber immer anhand des Verlaufs der Vergangenheit in einer gewissen Sicherheit wiegen. Der DAX etwa ist in den letzten Jahrzehnten im Wert immer geklettert, wenn man seinen Verlauf langfristig betrachtet.

Offene Immobilienfonds können ebenfalls ein Teil deiner langfristigen Geldanlage sein. Leider gab es in den vergangenen Jahren einige Negativschlagzeilen, sodass diverse dieser Immobilienfonds geschlossen wurden. Neue Regeln und Gesetze sollen dazu beitragen, die Wogen hier wieder etwas zu glätten.

Gold, Silber und Platin sind Edelmetalle, die in Form von Münzen oder Barren als sichere Anlageform gepriesen werden, gerade in Zeiten einer starken Inflation. Gewisse Risiken solltest du aber trotzdem kennen, denn Edelmetalle bieten keine Zinsen und Dividenden und führen nur zu Gewinnen, wenn der Wert des jeweiligen Edelmetalls steigt. Und der kann durchaus schwanken, wie man etwa beim Gold sehen kann. Dessen Kurs stieg jahrelang kontinuierlich an, brach dann aber im Jahr 2013 ziemlich krachend ein. Mittlerweile hat er sich natürlich wieder berappelt – doch es zeigt sich, dass du beim Kauf von Edelmetallen einen langen Atem brauchst. Ein wesentlicher Faktor ist auch die Lagerung des Edelmetalls. Denn während dein Geld nicht vollständig in physischer Form bei der Bank liegt, ist das bei Gold, Silber und Platin anders. Die Münzen und Barren müssen irgendwo sicher eingelagert werden, und ein solcher Platz findet sich nicht unbedingt bei dir zu Hause. Einige Institute bieten dir an, die Edelmetalle für dich zu lagern. Sie lassen sich diesen Service aber selbstverständlich gut bezahlen.

Riester-Verträge sind staatlich geförderte Formen der Altersvorsorge. Du kannst zwischen zahlreichen Produkten wählen, um Geld anzusparen und ggf. auch die eigene Steuerlast zu mindern. Allerdings musst du oftmals mit hohen Abschlussgebühren rechnen, sodass du dich ausführlich über die Optionen informieren solltest. Schließe niemals einen Riester-Vertrag ausschließlich aufgrund der staatlichen Förderung ab.

Sonstige Geheimtipps sind in den meisten Fällen leider keine strategische Geldanlage, sondern reine Spekulation. Oftmals geht es dabei um Kryptowährungen wie den Bitcoin, die allerdings von zahlreichen Fachleuten sehr kritisch gesehen werden. denn niemand kann vorausschauen, wie sich der Kurs dieser Währung entwickeln wird. Sie sind keine gesetzlichen Zahlungsmittel und auch mittelfristig ist an dieser Stelle kaum mit einer politischen Revolution zu rechnen. Du kannst mit Kryptowährungen also hohe Gewinne erzielen – oder krachend damit scheitern und all dein Vermögen verlieren. Trotzdem musst du nicht vollständig darauf verzichten, sofern du nur einen kleinen Teil deines Vermögens in diese Währungen investierst. Übrigens sind Chancen und Risiken bei bestimmten Sammelobjekten durchaus mit jenen bei Kryptowährungen zu vergleichen, allerdings macht der Umgang damit ungleich mehr Freude. Wenn du den Platz dafür hast, bietet sich vielleicht eher ein eigener Weinkeller oder eine Schuhsammlung an. Ein kompletter Wertverfall ist hier eher unwahrscheinlich. Wenn du tatsächlich einmal Lust zum kurzfristigen Zocken hast, kannst du dafür gerne auch einen kleinen Betrag einsetzen: Entweder vor Ort im Casino oder online gibt es dafür zahlreiche Möglichkeiten.

Allgemeine Spartipps, damit du auch 2022 mehr Geld zur Verfügung hast

Um Geld anlegen zu können, muss man es natürlich auch verfügbar haben. Leichter gesagt als getan? Nicht unbedingt, denn die erste Grundregel ist fast schon eine Binsenweisheit: Gib nicht mehr Geld aus, als du einnimmst! Dafür ist eine gewisse Selbstreflexion unerlässlich, die manchmal auch etwas wehtun kann. Anders wird es dir aber nicht möglich sein, freie Gelder für dein anvisiertes Sparziel bereitzustellen. Hinterfrage also deine eigenen Gewohnheiten kritisch: Gibt es Stellen, an denen du leichtfertig und unnötigerweise Geld ausgibst? Wo und wie kannst du deinen Alltag besser organisieren beziehungsweise optimieren, ohne dass dies einen großen Verzicht für dich bedeutet?

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Wahrscheinlich kannst auch du deinen monatlichen Sparbetrag signifikant erhöhen, wenn du nur ein paar Kleinigkeiten änderst.

– Sorge zuerst für einen Überblick über deine monatlichen Einnahmen und Ausgaben. Dafür ist es sinnvoll, ein Haushaltsbuch zu führen. Das geht klassisch mit dem typischen Büchlein und einem spitzen Bleistift, in der heutigen Zeit stehen dir aber auch spezielle Apps zur Verfügung.
– Führe dir die 50-30-20-Sparmethode vor Augen. Sind 20% für einen sofortigen Start zu viel? Dann kannst du auch mit einem kleineren Prozentsatz beginnen und diesen langsam steigern. Selbst mit 5% kommst du deinem Sparziel bereits entscheidende Schritte näher.
– Mobilität: Du musst nicht zwingend auf das Auto verzichten. Aber vielleicht lassen sich angesichts der hohen Spritpreise einige Wege mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen? Bei weiteren Strecken kannst du auch darüber nachdenken, eine Mitfahrgelegenheit in Anspruch zu nehmen oder selbst eine solche anzubieten.
– Einkauf: Bei Kleidung, Lebensmitteln und anderen Konsumgütern lohnt es sich oftmals, nicht erst bei einem konkret vorliegenden Bedarf zuzuschlagen. Der Wintermantel ist im Schlussverkauf deutlich preisgünstiger und wird dir im kommenden Winter gute Dienste leisten. Die Dosentomaten werden gelegentlich zum Sonderpreis angeboten und laden zu einer Bevorratung ein. Und das Ticket für deinen Konzertbesuch ist billiger, wenn du es bereits im Vorverkauf bestellst. Dann hast du nicht nur Geld gespart, sondern auch das gute Gefühl, sicher bei der Veranstaltung dabei zu sein.
– Ballast abwerfen und zu Geld machen: Vielleicht schlummert auch in deinem Hausstand so mancher Gegenstand, der sich zu Geld machen lässt. Der nächste Flohmarkt, ein Portal wie Ebay oder bei vermeintlichen Schätzen sogar ein Format wie „Bares für Rares“ bieten sich an, um diese Dinge zu Geld zu machen. Das eingenommene Geld wiederum ist ein Bonus, der ohne schmerzhaftes Loch in der Haushaltskasse gespart werden kann.