Konsum Früher vs heute
Foto: Rawpixel.com / Shutterstock.com

Shoppen heute vs. Früher: Wie hat sich Konsum in der letzten Zeit verändert?

Wer kennt sie nicht? – jene Momente, in denen der nostalgisch aufgeladene Blick in die Vergangenheit schweift und man sich denkt: „Ach, war das schön damals.“ Oft folgt auf diesen scheinbaren Augenblick der Erkenntnis die Ernüchterung beim Blick auf die Welt, wie sie heute ist – trist, kalt, jeglicher Magie beraubt. Speziell in Krisenzeiten neigen Menschen dazu, Zeitabschnitte zu verklären, die weit zurückliegen. Das tun sie frei nach dem Motto: „Das hätte es früher nicht gegeben.“
Wir wollen nun einen Blick auf einen Bereich des Lebens werfen, der sich innerhalb der letzten hundert Jahre unglaublich rasant entwickelt hat. Nämlich der Konsum. Mittlerweile hat sich jeder daran gewöhnt, dass er Käufe im Zeitraum von Wimpernschlägen ausführen kann. Jemand, der etwas Bestimmtes besitzen möchte, muss in der Regel nicht mehr das entsprechende Geschäft besuchen, Kontakt mit dem Verkäufer aufnehmen etc. – er kann dies bequem von zu Hause aus erledigen. Mit einem Klick lassen sich heutzutage Käufe und Verkäufe tätigen.
Diese Tatsache übt mitunter enormen Druck auf Produzenten sowie Verkäufer aus, da die Absatzmöglichkeiten in bestimmten Branchen schier unbegrenzt sind. Immer schneller und immer billiger müssen Waren Kunden zur Verfügung gestellt werden – schließlich will man Geld verdienen.
Doch welchen Einfluss übt dies auf die Welt der Geschäfte und Kaufhäuser aus? Welche moralische Komponente ist heute mit dem Wunsch nach billigen Waren verbunden? Und wie funktionierten Angebot und Nachfrage in der Vergangenheit? Diesen Fragen sind wir in diesem Artikel nachgegangen.

Fast Fashion

In wenigen Branchen sind die Möglichkeiten, die das digitale Zeitalter und die Globalisierung bieten, so gut sichtbar wie in der Welt der Mode. Abhängig von unserem individuellen Kaufverhalten werden wir in vielen Bereichen des virtuellen Raums mit Werbeanzeigen bombardiert. Mode wird überall angepriesen und lässt sich sowohl schnell als auch preisgünstig erwerben. Letzteres hängt damit zusammen, dass Firmen billig im Ausland produzieren lassen, um Mindestlöhne, Hygienestandards u. Ä. zu umgehen.
Fast Fashion bezeichnet also Mode, die Unternehmen sehr billig produzieren und verkaufen. Zusätzlich bezieht sich der Begriff auf die kurzweiligen Trends, die teilweise nach wenigen Monaten wieder abklingen. Fast Fashion reagiert also auf die Kaufanreize, die Modemetropolen schaffen und versorgt Modebegeisterte zeitnah sowie kostengünstig mit den neuesten Kreationen und Designs. Sobald neue Trends dann die alten ablösen, landen große Mengen von Kleidung im Müll – als Überschussware aus den Kaufhäusern und Boutiquen. Dieser Trend ermöglicht also lückenlosen Konsum und verschwendet dabei ein Maximum von Ressourcen.
Die Antwort auf diese ungesunde Entwicklung ist die sogenannte „Slow Fashion“. Unternehmen, die sich dieser Bewegung verschrieben haben, bemühen sich, ihre Textilproduktion zu verlangsamen und die Arbeitsbedingungen in den produzierenden Ländern zu verbessern. Außerdem soll allgemein größere Rücksicht auf Natur und Umwelt genommen werden. Kleidung von Gucci oder Tommy Hilfiger etwa verwenden keine Echtpelze mehr. Insbesondere Tommy Hilfiger besticht durch hohe Qualität und humane Produktionsbedingungen.

Video Empfehlung

Digitaler Konsum:

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Astolfi Rimini (@astolfirimini) am Mai 20, 2020 um 4:09 PDT


Speziell das digitale Zeitalter hat das Konsumentenverhalten der Neuzeit stark beeinflusst. Nicht nur Mode lässt sich bequem per Knopfdruck bestellen, alle Arten von Waren kann man heute online kaufen. Ob Lebensmittel, Bücher, Möbel, Gebrauchsgegenstände aller Art – online ist es möglich, rund um die Uhr zu shoppen. Lieferservices und Bringdienste sorgen dafür, dass Kunden die eigenen vier Wände überhaupt nicht mehr verlassen müssen. Vor allem Marketingtechnikenwurden durch das Internet revolutioniert. Anzeigen für Produkte oder Dienstleistungen werden mittlerweile auf verschiedensten Seiten geschaltet.
Wo man auch surft – die nächste Werbeanzeige ist nicht weit.
Dadurch gewinnt das Bedürfnis danach, schnell und einfach einzukaufen, auch eine weitere Komponente. Nämlich die Frage, nach der sozialen Isolation des Individuums. Immer mehr Aktivitäten können Menschen ausführen, ohne die eigenen vier Wände verlassen zu müssen – das führt fast zwangsläufig zu einer Entfremdung von der Außenwelt.
Wenn man diese Trends nun als negativ oder gar krankhaft wahrnimmt, lohnt es sich möglicherweise, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen.

Konsum früher:

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von TQ Plaza (@tqplaza_budva) am Mai 20, 2020 um 1:04 PDT


Das Konsumentenverhalten in früheren Zeiten unterschied sich fundamental.
Zum einen konnten Menschen damals – bevor Massenproduktion und Globalisierung einsetzten – gar nicht so viel und so billig kaufen wie heute. Der Warenüberschuss war schlicht nicht groß genug, um das zu ermöglichen. Auch die nötigen Anreize waren nicht gegeben, denn Werbung existierte fast nur in Form von Schriftzügen auf Schaufenstern – der Name des Ladeninhabers genügte oft.
Weiterhin mussten Käufer für verschiedene Produkte einzelne Läden besuchen, als Gegenmodell zum Supermarkt der Neuzeit, der sehr viele Arten von Konsumgütern anbietet.
Menschen mussten also mitunter lange Laufwege auf sich nehmen, wenn sie größere Einkäufe tätigen wollten.
Die Welt ging also einen langsameren Gang und Konsum richtete sich auf die Dinge, die im Alltag benötigt wurden. Doch hätte sich der moderne Mensch in der Welt von damals wohlgefühlt? Wahrscheinlich nicht. Sie war nämlich tatsächlich nicht so schön, wie viele Nostalgiker glauben.
Kleingeschäfte mit Alleininhabern waren für Käufer tatsächlich ein teures Vergnügen. Mit den Erlösen bauten Ladenbesitzer teilweise große Anwesen sowie Mehrfamilien-Häuser und die Rendite der Geschäfte lag teilweise im zweistelligen Bereich. Die Höhe der Preise für Waren machte dies möglich. Produkte wurden außerdem in Säcke verpackt oder in Zeitungen eingewickelt, was nicht eben geltenden Hygienestandards entspricht.

Fazit:

Beim Vergleich fällt also auf, dass in früheren Zeiten der Konsum nicht so stark stimuliert wurde und weniger Waren zur Auswahl standen. Dafür waren diese oft überteuert und hielten sich nicht lange. Außerdem förderten laxe Hygienestandards die Ausbreitung von Krankheiten. In der Neuzeit hat man dagegen andere Probleme. Hier nähert sich das Konsumentenverhalten dem Extrem – überall, zu jeder Zeit wird gekauft und geworben. Es ist also nötig, dass Kunden ihr Kaufverhalten überdenken. Tatsächlich setzt eine nötige Entschleunigung aber mittlerweile ein, angetrieben von Käufern, die mehr Wert auf Nachhaltigkeit als auf niedrige Preise legen.
Abschließend lässt sich also sagen, dass es manchmal von Vorteil ist, Tugenden und Gewohnheiten aus der Vergangenheit zu übernehmen, so lange man diese mit den Segnungen der Moderne verbindet.