Wählscheiben, gelbe Telefonzellen und haufenweise Münzen – was für die Jugendlichen von heute fremd und fast schon exotisch klingt, weckt in den Kindern der 80’er und 90’er wundervolle Erinnerungen. Kommunikation ohne Handys ging wirklich und war auch gar nicht mal so schlecht. Ganz klar, heutzutage bieten Smartphone & Co. eine Menge Vorteile, doch war die Zeit vor den kleinen Wischgeräten sicher auch nicht schlecht, im Gegenteil, irgendwie hatte sie sogar etwas für sich. Grund genug, ein wenig in Erinnerungen zu schwelgen und einen kleinen Zeitsprung ca. 20-25 Jahre zurück zu unternehmen. In eine Zeit, in der Kommunikation noch so ganz anders war.
Kamera und Apps? Fehlanzeige! Das Telefon diente ausschließlich zum Telefonieren
Schon damals war es ja nicht so, dass es gar keine Telefone gab. Sie waren halt nur nicht mobil und außerdem mit wesentlich weniger Features ausgestattet, als die Smartphones von heute. Kamera und haufenweise Apps waren Fehlanzeige, der Fernsprechapparat von damals diente ausschließlich der Telefonie. Wer trotzdem Fotos machen wollte, griff halt zu einer Kamera mit Film drin, wer ein Navi benötigte, besorgte sich einen Atlas und wer etwas kaufen wollte, ging halt in irgendein Geschäft. War alles gar nicht so schwer irgendwie.
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Kein Telefon ohne die schwarze Kordel, in die man die Finger so schön einwickeln konnte
Das Telefon von damals stand meistens an einem zentralen Ort einer jeden Wohnung, z. B. im Flur und war von dort nicht sonderlich weit weg zu bewegen. Der Grund: Ein entschieden zu kurzes Kabel, welches scheinbar den einzigen Vorteil hatte, beim Telefonieren ganz nett einen Finger darin einwickeln zu können.
Die Modelle der 80‘er hatten sogar noch eine klassische Wählscheibe, später gab es dann eine absolute Neuheit: Tasten! Farblich wurden viele Jahre lang nicht die allermeisten Optionen geboten, viel mehr als dunkelgrün, dunkelblau, dunkelrot oder schwarz gab es selten zu sehen.
Irgendwann kam dann eine richtungsweisende Neuerung auf den Markt, nämlich das schnurlose Telefon. Aber widmen wir uns erstmal dem guten alten Gerät Schnur. Wenn man so zurückblickt, waren es wirklich etliche Stunden, in denen man den Hörer am Ohr hatte. Natürlich hätte das meiste bereits zwei-drei Stunden vorher in der Schule besprochen werden können, dem war aber nicht so, warum auch immer. Wer nicht wollte, dass der Rest der Familie großartig etwas vom Inhalt des Telefonates bzw. über die Identität des Gesprächspartners mitbekam, der rief vorsichtshalber lieber selbst an, statt sich anrufen zu lassen. Sich anrufen lassen barg nämlich immer das Problem, dass jemand anderes aus der eigenen Familie zuerst ans Telefon ging, was nicht immer gewollt war. Privatsphäre und so.
Quelle: giphy.com
Um lästigen Fragen und dummen Sprüchen vorzubeugen, konnte jedoch einfach ein fester Termin zum Gespräch vereinbart werden. Ein, zwei Minuten vorher stand man dann hochmotiviert am Gerät, um den Hörer auch auf jeden Fall als Erster beim Klingeln des Telefons in der Hand zu haben.
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Dieser Moment, wenn am anderen Ende der Leitung mies gelaunte Eltern dran gingen
Aber wie gesagt, die ganz sichere Variante war, lieber selbst anzurufen. Auch auf Gefahr hin, dass am anderen Ende der Leitung nicht die gewünschte Person, sondern ein Elternteil davon abnahm und mies gelaunt nachfragte, wer denn dran sei. Oder kleine Geschwister, die rumkicherten und nervten. Die Kohle für die Telefonate war übrigens egal, die Gespräche damals waren auch ohne Flatrate bezahlbar und außerdem bekamen die Eltern ja die Rechnung.
„Jaaaaaa, ich bin sofort fertig. Nur noch zwei Minuten! Wirklich.“
Stand die Verbindung dann einmal, konnte das Gespräch beginnen und anschließend ins Unermessliche andauern.
Nachdem sich in irgendeine ruhige Ecke gepflanzt wurde (so weit weg vom Rest der Familie, wie die Länge des Kabels hergab), wurde mit Süßigkeiten und einem Getränk bewaffnet gequatscht, als ob es kein Morgen gäbe. Sehr zum Leidwesen der restlichen Mitbewohner, die sich während des Gespräches dann oft mehrmals über dessen Dauer beschwerten. Die Antwort lautete dann meist: „Jaaaaaa, nur noch zwei Minuten“. Was natürlich nicht stimmte und lediglich als Hinhaltetaktik diente.
Dieser erleichternde Moment, wenn die Telefonzelle bei der Ankunft leer war…
Wem das Telefonieren zu Hause zu anstrengend war, der ist einfach losgestiefelt, um es sich in einer der Telefonzellen gemütlich zu machen, die vor der Jahrtausendwende noch überall rumstanden. Nach einem mehr oder weniger langen Fußmarsch bzw. einem Ritt auf dem Fahrrad bestand der erste Erfolg bei der Ankunft darin, das gelbe kleine Häuschen leer vorzufinden, denn wer hatte schon Bock darauf, ewig darauf zu warten, bis der Vorredner fertig ist?
Im Häuschen angekommen, wurden dann erst einmal die ganzen 10 Pfennig Münzen auf dem Apparat platziert, jederzeit griffbereit, um nachladen zu können. Man munkelt, ganz motivierte hatten sogar mehrere Mark-Münzen am Start. Nachdem der erste Taler im Gerät verschwand, wurde die Rufnummer gewählt, mit dabei eine Menge Hoffnung, dass die gewünschte Gesprächsperson auch tatsächlich erreichbar bzw. der Anschluss nicht besetzt war, denn dann wäre der Weg zur Telefonzelle schließlich (vorerst) umsonst gewesen.
Beschäftigung beim Telefonieren: Ein „Ich war hier“ irgendwo hin schmieren
Wer Glück hatte, der konnte kurze Zeit später gemütlich auf der Halterung des Telefonbuches platznehmen und während des Gespräches gemütlich in den Gelben Seiten blättern, sie bemalen oder alternativ ein „Ich war hier“ an die Wand schmieren. Zwischendurch wurde der Münzschacht munter betankt, immer wieder und so lange, bis a.) es nichts mehr zu erzählen gab, b.) jemand anderes, der auch telefonieren wollte, von draußen an die Scheibe klopfte oder bis c.) die ganze Kohle weg war.
In diesem Fall wurden die letzten Sekunden immer hektischer, der Countdown lief unerbittlich gegen einen und es musste unbedingt noch mit rasender Geschwindigkeit gesagt werden, was gesagt werden musste. Irgendwann war aber auch das längste Gespräch beendet und es ging zurück nach Hause. Ohne Münzen.
Damals wurde sich doch tatsächlich unterhalten. So ganz oldschool mit Blickkontakt und so
Rückblickend kann man sagen: Im Großen und Ganzen hat es also auch ganz gut ohne Handy funktioniert! Genauso gut lief es übrigens, wenn man sich mal verabredet hatte. In der Schule wurde, wie beim Telefonat auch, einfach ein fester Termin sowie der Treffpunkt abgemacht. Durch die Tatsache, dass keine Nachrichten, nach dem Motto „Komme später“ oder „Wo bist du?“ geschrieben werden konnten, haben sich dann auch meist alle dran gehalten und waren pünktlich an Ort und Stelle. Das Ganze war schlichtweg verbindlicher.
Eine weitere positive Randerscheinung, die heute definitiv zu kurz kommt: Während der Treffen mit Freunden wurde sich unterhalten! Total oldschool, ganz einfache Gespräche mit Blickkontakt und so. Traurig aber wahr, manche bekommen dies in der heutigen Zeit kaum noch hin, weil sie pausenlos am daddeln sind und wie ferngesteuert durch die Gegend rennen.
Auch wenn es früher etwas umständlicher war, schön und besonders war es trotzdem
Ja, rückblickend war die Kommunikation ohne Handys teilweise schon sehr spannend und auch wenn es vielleicht hier und da etwas umständlicher war, war es trotzdem irgendwie schön.
Nicht umsonst erinnert man sich doch gern an die guten alten Zeiten zurück, denn sie boten sehr viel Schönes und wirken im Vergleich zum hier und jetzt deutlich langsamer und entspannter. Oder wie seht ihr das? Wie habt ihr früher kommuniziert und was hat eure Telefonate damals so besonders gemacht? Teilt uns eure Erinnerungen mit und schwelgt gemeinsam mit uns in Erinnerungen.
Hat euch unser erster Text gefallen und Lust auf mehr Erinnerungen in Schriftform gemacht? Dann hinterlasst hier oder gern auch direkt auf der Seite unseres Kolumnisten Thomas Bentler ein Like. Sicher hauen wir zukünftig dann noch den ein oder anderen Text für euch raus… 😉