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10 weit verbreitete DDR-Mythen unter der Lupe!

Auch Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung liefert die DDR noch Stoff für Mythen und Legenden. Kein Wunder: Aus dem Westen hatte keiner so richtig Einblick, und auch den DDR-Bürgern entzog sich vieles (und/oder sie haben es zwischenzeitlich verdrängt).

Hier kommen 10 DDR-Legenden, die man sich sowohl im Westen, als auch im Osten erzählt hat und die Wahrheit darüber!

#1 „In der DDR waren Frauen gleichberechtigt“

Zwar lag die Erwerbsquote im Osten bei über 90%, während in Westdeutschland nur knapp die Hälfte der Frauen arbeitete – allerdings waren Frauen vor allem mit einfachen Tätigkeiten betraut, die Chefposten nahmen Männer ein. So bestand auch das SED-Politbüro aus 20 Männern und keiner einzigen Frau. Abseits davon waren die Ansprüche riesig: Frauen sollten Vollzeit arbeiten gehen und gleichzeitig die Kinder großziehen. Ist das Selbstverwirklichung?

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#2 „Jeder im Osten hatte eine Wohnung“

Zwar bestand das Anrecht darauf, allerdings herrschte in der DDR großer Wohnungsmangel, und das trotz intensiven Wohnungsbaus. Weil die Mieten zudem nicht die Kosten deckten, verfielen zahllose Altbauwohnungen.

#3 „Im Osten gab es Kita-Plätze für alle“

Das ist richtig und zeigt sich an einer Statistik, erhoben gleich nach der Wende: Im Osten gab es damals Kitaplätze für 91 % der Kinder über 3 Jahre, in Westdeutschland lediglich für 79 % der Kinder im gleichen Alter. Kein Wunder: Frauen sollten möglichst schnell nach der Geburt wieder an den Arbeitsplatz zurückkehren, eine gute Kinderbetreuung war unerlässlich.

#4 „Der Sozialismus an sich ist gut, er wurde nur schlecht umgesetzt“

Das wird auch heute noch politisch intensiv diskutiert. Lassen wir hierzu Günter Mittag, seinerzeit selbst Mitglied des Politbüros, mit einem Auszug aus einem „SPIEGEL“-Interview zu Wort kommen: „Das sozialistische System insgesamt war falsch, wie wir heute wissen. Es ist eine Illusion, in der Planwirtschaft nach einem Weg zu suchen und ihn zu finden. Die Wirtschaft muss mit Gewinn arbeiten, wie das in einer Marktwirtschaft ist. Unser Wirtschaftssystem ist unter heutigen Erkenntnissen nicht zu verantworten und wird sich auch nicht wiederholen.“

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#5 „Die DDR hatte große wirtschaftliche Strahlkraft“

Einerseits konnten Betriebe, die den Weltmarkt bedienten, durchaus international konkurrenzfähig auftreten. Auf der anderen Seite waren viele der Produktionsanlagen veraltet und wenig zukunftsfähig. 1989 lag die Produktivität je Erwerbstätigem zudem bei nur noch ca. 16% des West-Niveaus.

#6 „Das Geld war im Osten fairer verteilt“

Zwar besaßen einige wenige, genauer 11% der Bevölkerung, 59% des Kapitals. Allerdings waren die Unterschiede in den Lohnniveaus tatsächlich viel geringer als im Westen.

#7 „Rentner im Osten sind auch heute noch schlechter gestellt als die im Westen“

Auch heute noch erhalten Rentner im Osten weniger Geld pro Rentenpunkt als im Westen. Der Unterschied ist allerdings mittlerweile geringer, im Schnitt liegt er im Osten bei 30,69 Euro pro Rentenpunkt, im Westen bei 32,03 Euro. Direkt nach der Wende erhielten Rentner in Ostdeutschland dagegen nur 15,95 Mark pro Rentenpunkt, West-Rentner aber 39,58 Mark.

#8 „Eigentlich waren nur die Stasi und die Mauer schlecht an der DDR“

Bei diesem Gedanken muss man zugleich die Frage stellen, ob das System ohne lang hätte aufrecht erhalten werden können. Abschottung und Unterdrückung waren schon für den ersten SED-Vorsitzenden Walter Ulbricht Mittel zum Machterhalt.

#9 „Die Ost-Betriebe wurden durch die Treuhand ruiniert“

Der Potsdamer Wirtschaftshistoriker Prof. Dr. André Steiner sagte dazu im Interview mit der „Blitz-Illu“: „Die Treuhand-Politik war nicht gerade das Optimale, aber es geht zu weit, zu behaupten, die Treuhand habe die DDR-Wirtschaft kaputtgemacht. Die Voraussetzungen, mehr zu retten, waren einfach schlecht.“ Nach der Wende war es vielen Betriebe nicht möglich, die Löhne eins zu eins in D-Mark zu zahlen, wie es der Wechselkurs vorsah. Eine Abwanderung von Arbeitskräften war spätestens zu diesem Zeitpunkt unausweichlich.

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#10 „Die DDR hatte das bessere Gesundheitssystem“

Einerseits war die Lebenserwartung von Männern mit 70,2 Jahren zwei Jahre geringer als für ihre West-Pendants, was unter anderem an der schlechteren Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ab ca. Mitte der 70er lag. Andererseits war die DDR dem Westen in Sachen Impfwesen und Patientenservice voraus.

Bist du in der ehemaligen DDR groß geworden? Was war dein Eindruck vom damaligen System? Sag es uns in den FB-Kommentaren!