schrillste Frisuren 80er
Foto: Netfalls Remy Musser/Shutterstock

Die schrillsten Frisuren der 80er Jahre

Die Frisuren in diesem Jahrzehnt waren besonders außergewöhnlich, schräg und schrill und deshalb bleiben sie uns so markant in Erinnerung.

Wer sich an die 80er erinnert, denkt nicht nur an die damaligen Filme, die Kultstatus erreichten, wie E.T., Ghostbusters oder Dirty Dancing, an Telefax, Kopierer und den Walkman, sondern vor allem an die unfassbar schräge Mode mit den dazu passenden schrägen Frisuren jener Zeit.

Mit einem Schmunzeln und einer gehörigen Portion Humor sehen wir heute auf die Fotos von damals, und auch, wenn wir beim Anblick von Vokuhila, Schulterpolstern und knallig bunten Haargummis die Hände über den Kopf schlagen, erreicht uns dennoch der ganz besondere Charme und das mit dem durch die extrem auffälligen Erscheinungen verbundene Lebensgefühl noch heute.

Quelle: giphy.com

Modische Freiheit oder schlechter Geschmack

Die 80er Jahre waren ein Jahrzehnt des pulsierenden Lebens, des Wunsches, gesehen zu werden und ein Jahrzehnt der modischen Freiheit. Es war das Jahrzehnt der ungewöhnlichen Kombinationen, der Neuen Deutschen Welle und der Neonfarben. Mitunter fallen Bezeichnungen wie „Das Jahrzehnt des Stiltods“ oder „Das Jahrzehnt des schlechten Geschmacks“, aber gerade, weil Mode und Frisuren in diesem Jahrzehnt so außergewöhnlich schräg und schrill daher kamen, bleiben sie uns so markant in Erinnerung.

>> Schrille Haarfarben

Wenn ich in meinen Erinnerungen schwelge oder auf der Straße ein Plakat für eine bald stattfindende Party im Stil der 80er Jahre entdecke, dann wünsche ich mir das schräge Jahrzehnt mit diesem ganz besonderen Lebensgefühl und seiner schrill-bunten Erscheinung manchmal zurück. Die Musik, das Styling und die Mode von damals waren einfach unvergleichlich, denn kein Jahrzehnt präsentierte sich so individuell und auffällig wie die 80er Jahre.

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Geprägt von Sport-Trends und Körperkult

Beeinflusst wurden Mode, Make-up und Frisuren in den 80ern teilweise durch den Körperkult-Aerobic-Trend aus den USA. Accessoires und Kleidungsstücke, die beim Sport getragen wurden, fanden sich nun auch in der Alltagsmode wieder. Stirnbänder, Schweißbänder, Stulpen und Turnschuhe waren „Must Haves“. Dies alles galt nicht nur für die weibliche Jugend, auch Männer trugen in den 80ern knallenge Radlerhosen in Neonfarben.

>> Haar-Accessoires passend zur Neon-Kleidung

Ich selbst war begeisterter Träger von Turnschuhen und weißen Tennissocken, besaß einen türkisfarbenen Trainingsanzug und war stolz darauf.

Enge Leggings, Steghosen oder Jeans kombiniert mit Cowboystiefeln, bezüglich der Mode in den 80er Jahren waren keinerlei die Stillinie betreffende Grenzen gesetzt, und dies zeichnete sich auch in den Frisuren des Jahrzehnts ab. Nach dem Motto „Klotzen statt Kleckern“ wurde toupiert, geföhnt, gesprayt und gegelt was das Zeug hielt. Und bei der weiblichen Bevölkerung durften die passenden Accessoires für die Haare natürlich auch nicht fehlen.

Frisuren und Hairstyling für Männer in den 80er Jahren

Vokuhila

Bei der männlichen Jugend war in den 80ern vor allem die Vokuhila im Trend. Der Begriff Vokuhila beschreibt eine Frisur, bei der die Haare vorne kurz geschnitten, hinten jedoch lang gewachsen sind, (vorne kurz, hinten lang). Dieser damalige Frisurentrend gilt heutzutage als absolut untragbar.

>> Vokuhila (vorne kurz, hinten lang)

Thou shall not fall………

Damals lag er jedoch voll im Trend und wurde durch die „Rattenschwanz-Frisur“ (eine einzelne Strähne am unteren Hinterkopf ist bedeutend länger, als der Rest) sogar noch weiterentwickelt. Auch ich kann mich von dieser Frisuren-Katastrophe der 80er nicht freisprechen.

>> Vokuhila mit Rattenschwanz

Wenn ich heute daran denke, dass ich selbst in diesem Jahrzehnt ein Träger der Vokuhila war und mein dünnes Rattenschwänzchen sogar eine Zeit lang geflochten trug, muss ich unweigerlich lachen.

Neue Deutsche Welle und aufwendige Föhnfrisuren

Außerdem bestimmten Stars der NDW (Neue Deutsche Welle) und Bands wie Depeche Mode die schrill-schräge Frisurenmode des bunten Jahrzehnts.

Aufwendige Fönfrisuren und der Punker-Stil waren auf dem Vormarsch. Gefärbt wurde gerne sehr bunt oder tiefschwarz. Absolute Stilikone der 80er, was Lifestyle, Mode und Frisurentrends der Männer angeht, war der androgyne David Bowie.

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Dauerwelle und Punker-Style

Und nicht nur bei den Damen lag eine wuschelige Löwenmähne mit imposanten Locken genau im Trend, auch Männer trugen damals gerne eine auffällige Lockenpracht.

>> Voluminöse Lockenpracht

Für Männer war allerdings der Gebrauch von Lockenstäben zumeist keine Option, wodurch die Dauerwelle in den 80ern geradezu boomte. Einige meiner besten Freunde von damals waren regelmäßig Gäste in Friseursalons und ließen sich in ihr glattes, öde erscheinendes Haar die für die 80er so typischen kleinen Locken drehen.

Vokuhila und Dauerwelle wurden von der Jugend in den 80ern genutzt, um die konservativ eingestellte Bevölkerung zu schockieren. Diese Thematik ist zwar für jede jugendliche Generation passend, jedoch entwickelte sich in den 80er Jahren auch die erste richtige Punkerwelle.

>> Irokesenschnitt

Die stacheligen Frisuren und Irokesen-Schnitte waren ein Zeichen für Auflehnung gegen gesellschaftliche Normen. Dieses kultige Phänomen aus den 80ern hat sich bis in die heutige Zeit gehalten.

Der Popper

Als extremster Gegensatz zu den Punkfrisuren, Föhnwellen und Vokuhilas entstand in den 80er Jahren eine Frisur für Männer, die sich ganz klar von dieser Haarmode absetzte, der Popper. Popper war eigentlich eine Bezeichung für die jungen Männer, die diese spezielle Frisur trugen. Charakteristisch für die Popper war der unspektakuläre, brave Seitenscheitel, die ausrasierten Seitenpartien und die ein klein wenig längere vordere Seite. Mutigere Popper färbten mitunter die einzelnen Partien ein.

>> Seitenscheitel und ggfs. Popper-Tolle

Da ich auch in den 80ern nichts für stundenlanges Föhnen übrig hatte, beschränkte sich meine modische Frisur nach dem Fauxpas mit der Vokuhila letztendlich auf einen einfachen, aber dennoch recht imposanten Seitenscheitel. Diese Frisur kann man zwar deutlich weniger vehement mit dem Begriff „haarige Modesünde“ titulieren, als die Vokuhila, dennoch würde ich sie heute nicht mehr tragen.

Stars als Trendsetter

Zu den populären Stars, die in den 80er Jahren die Frisurentrends für Männer prägten, gehören auch US-amerikanische Sänger und Schauspieler wie David Hasselhoff und der deutsche Frontmann der damaligen Pop-Gruppe Modern Talking, Dieter Bohlen.

>> Wallendes, langes Haar

Und während in den Anfängen der 80er Jahre ein unrasiertes Gesicht noch als Fauxpas galt, machten in der Mitte des Jahrzehnts Schauspieler wie Don Johnson, bekannt aus der US-amerikanischen Serie Miami Vice, den Dreitagebart zum Symbol für Männlichkeit und Sexappeal.

>> Fönfrisur

Quelle: giphy.com

Ich hätte selbst gerne damals so ausgesehen wie Sonny Crockett, aber an mir wirkte dieser Stil einfach weniger anziehend auf das weibliche Geschlecht.

In Deutschland bekannte Träger des in den 80ern so populären Vokuhila-Looks sind der Fußballer Rudi Völler und Wolfgang Petry, die diese Frisur auch bis in das nächste Jahrzehnt hinein nicht ablegten.

>> Stolze Lockenpracht

Frisuren und Hairstyling für Frauen in den 80ern

Besser zu viel als zu wenig

In den 80er Jahren widmeten Frauen ihrer Haarpracht viel Zeit und vor allem viele Stylingprodukte. Geprägt von der NDW und Stars wie Nena lagen Frisuren wie der typische buschige Stufenschnitt voll im Trend. Ein fransig geschnittener Pony war nahezu unbedingt nötig und wer besonders mutig war, bekannte im wahrsten Sinne des Wortes Farbe. Häufig wurden bei kürzeren Frisuren die oberen Partien hellblond gefärbt, die unteren Partien in einem sich abhebenden, dunklen Ton.

>> Blondfärbung mit dunklen, unteren Haarpartien sowohl bei Frauen als auch bei Männern

Toupierter Oberkopf und viel Volumen bei Kurzhaarfrisuren

Besonders die obere Kopfpartie hatte es uns in den 80er Jahren so richtig angetan, diese wurde mit Hingabe und Sorgfalt toupiert. Die 80er Jahre brachten neben den langen, wallenden Löwenmähnen auch pfiffige Kurzhaarschnitte für Frauen hervor. Diese standen den Langhaartrends in Sachen Volumen jedoch in Nichts nach. Auch bei kurzen Haaren wurde die obere Partie buschig geschnitten und aufgebauscht. Teilweise hingen die fransigen Ponys uns damals quer durch das Gesicht, sogar bis zur Nase hin.

>> Fransiger Pony, toupiertes Haar

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Die Kreppwelle

Da Volumen in den 80ern das A und O einer trendigen Frisur bedeutete, trat die kaum zu zähmende Kreppwelle auch häufig in Erscheinung. Die gewellten Haare bildeten eine so dichte und dicke Struktur, dass die glatt als Kissen hätten verwendet werden können.

>> Gekrepptes Haar

Der asymmetrische Pferdeschwanz

Wer in den 80er Jahren nicht viel Zeit für eine modische, schräge Frisur aufbringen konnte oder wollte, band die mittellangen oder langen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen. Doch die 80er wären nicht die 80er, wenn nicht auch bei so unspektakulären Frisuren wie dem einfachen Pferdeschwanz etwas Schräges zu finden wäre.

>> asymmetrischer Pferdeschwanz

Die Zöpfe platzierten modebewusste Mädchen und Frauen im Jahrzehnt der Neonfarben nicht mittig an der hinteren Kopfpartie, sondern gerne seitlich und asymmetrisch am hinteren, mittigen oder oberen Kopfbereich. Frech und keck sollte es wirken, bloß nicht normal und langweilig.

Um diese Pferdeschwanz-Frisuren ein wenig aufzupeppen, wurden Haargummis in extrem knalligen, bunten Farben und Farbkombinationen verwendet.

>> Haar-Gummis in Neon-Farben

Frisurentrends aus Film und Fernsehen

Den modischen Trend und somit auch die Entwicklung der Haarmode bestimmten in den 80er Jahren vor allem US-amerikanische Stars wie Jane Fonda in ihren Aerobic-Videos mit den charakterisierenden Stulpen in grellen Farben, die Sängerin Kim Wilde mit den verschiedenen Blondtönen im Haar und die gebürtige Australierin Kylie Minogue.

Auch die Stars aus Tanzfilmen wie Flashdance, Dirty Dancing und Footloose beeinflussten Mode und Frisurentrends enorm.

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Stilikone Madonna

Die ultimative Trendsetterin, und mittlerweile echte Stilikone, der 80er Jahre war Popsängerin Madonna. Die eigensinnige Diva provozierte und schockierte immer wieder aufs Neue mit schrägen Outfits, sexueller Offenheit und extremer Freizügigkeit. Madonnas eigene Wandlungsfähigkeit bezog sich nicht nur auf ihren Kleidungsstil, sie machte sich außerdem auch in den häufig wechselnden, immer wieder neu kreierten Frisuren deutlich bemerkbar.

>> buschiges, platinblondes Haar

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Ob kurze buschige Locken in Platinblond, wuschelige halblange Frisuren mit hellen Strähnchen im aschblonden Haar oder pink gefärbte Haarpartien im Punk-Look, Madonna war Vorreiterin vieler modischer Trends und prägte damit auch den Zeitgeist der 80er Jahre auf ihre Weise.

Accessoires für die voluminöse Haarpracht

Insbesondere die vielen, mitunter extrem schräg und grell erscheinenden Accessoires waren für ein trendiges Outfit in diesem Jahrzehnt wichtig. Neben großen Plastikohrringen oder dicken Armbändern blieben auch die Köpfe mit ihrer Haarpracht nicht davon verschont. Stirnbänder, Schweißbänder und bunt gefärbte Tücher verliehen den kultigen Frisuren der 80er Jahre für Frauen den letzten Schliff.

>> bunte Tücher als Haar-Accessoires

Haarreifen mit dicken Schleifen in Neonfarben und tiefem Schwarz mit Paillettenbesatz wirken heute eher deplatziert und völlig ohne rechte Stilrichtung. Doch selbst die bekannte Modeikone der 90er, Sarah Jessica Parker, populär durch die Serie Sex and the City, zollte dem Stil-Wirrwarr der Mode und Frisurentrends in den 80ern das eine oder andere Mal Tribut, indem sie in ihren eigenen Outfits und im Styling der Haare Komponenten aus dem schrillen Jahrzehnt mit einfließen lies.

Haardipositas

Schlussendlich lässt sich ruhigen Gewissens sagen, dass die 80er Jahre ein Jahrzehnt voller Modefauxpas waren, die aus damaliger Sicht schlichtweg einfach nur voll im Trend lagen.

Ob wild gelockt oder enorm toupiert und aufgeblasen, in den 80er Jahren litt die Bevölkerung an immensem Haar-Übergewicht. Gegner der derzeitigen nostalgischen Bewegung der 80er Jahre-Liebhaber titulieren das schräge Modephänomen von damals heute darum gerne auch als „Haardipositas“.

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Schrill, schriller, 80er

Gepaart mit überdimensionalen Schulterpolstern, Oversize-Blazern und Karotten-Jeans brachten die Frisuren des schrillen Jahrzehnts ein völlig eigenständiges Modebewusstsein hervor, welches sich von Nichts und Niemandem etwas diktieren lies.

Kombinationen wie Pailletten und verschiedene Neonfarben, auffälliger Schmuck wie riesige Creolen und Armbänder, qietschbunte Haarbänder und glitzernde Leggings, wir erinnern uns gerne an die untragbare Mode der 80er Jahre, eben weil sie trotz ihrer Untragbarkeit mit Stolz, Spaß und Freude ein ganzes Jahrzehnt lang getragen wurde. Und wer auffällige Kleidung liebte, der liebte auch auffällige Frisuren.

Unmengen an Haarspray wurden in den 80er Jahren verbraucht, sowohl von Männern als auch von Frauen. Zuckerwasserlösungen wurden ins Haar geknetet, um die provokativ erscheinenden Stachelfrisuren und Irokesen auch länger als eine halbe Stunde in Form zu halten. Es wurde geföhnt und gefedert, gefärbt und gelockt, und wir alle hatten viel Spaß dabei.

>> Unmengen an Haarspray

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Ich kann mich heute noch sehr gut daran erinnern, wie meine Schwester stundenlang das Badezimmer blockierte, um ihre Haare zu stylen. Und das Kopfschütteln aufgrund von Unverständlichkeit für die Menge an verbrauchtem Haarspray seitens meiner Eltern ist mir ebenfalls im Gedächtnis geblieben. Alte Familienfotos und Bilder von Freunden schaue ich mir heute mit ein klein wenig Scham, viel Humor, aber auch mit dem Gefühl von Wehmut an. Denn alles in allem war es eine echt tolle Zeit, das schrille Jahrzehnt.

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Und auch, wenn ein großer Teil der Frisuren aus den 80ern nach der 2000er-Wende bis in die Gegenwart hinein sicherlich in der Form kein Revival mehr erleben wird, so passten sie doch umso besser in die damalige Zeit hinein und sollten dementsprechend, wenn auch mit einem heftigen Augenzwinkern, gewürdigt werden.